Sind Tulpen mehrjährig?
Um zu verstehen, ob Tulpen bei uns mehrjährig sind oder nicht, muss man wissen, was nach der Blüte passiert.
Lebenszyklus der Tulpen
Tulpen vermehren sich, indem sie Tochterzwiebeln nach der Blüte bilden. Diese wachsen in den nächsten Jahren im Wesentlichen anstelle der Mutterzwiebel, die größtenteils durch ist, da sie ihre Kraft für die Produktion der Blüte aufgebraucht hat. Das heisst, die ursprüngliche Zwiebel zerfällt in viele kleine Zwiebeln.
Je nährstoffreicher der Boden, desto weniger Tochterzwiebeln werden gebildet, dementsprechend sind dann die einzelnen Tochterzwiebeln auch grösser.
Je grösser die Tochterzwiebeln nämlich sind, umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie nächstes Jahr wieder blühen. Sind diese zu klein, müssen sie mehrere Jahre aufgepäppelt werden, damit sie gross werden und wieder richtig blühen.
Ursprung der Tulpen
Tulpen kommen ursprünglich aus den Steppen und Bergregionen Asiens wie der Türkei, Afghanistan, Turkestan (Kaukasusraum). Das bedeutet, dass sie ein Klima mit ziemlich kalten, frostigen Wintern, langen, kühlen, feuchten Frühlingen und trockenen Sommern mögen. Sogar in den Niederlanden, wo viele Tulpen gezüchtet und vermehrt werden, müssen Tulpenzwiebeln im Sommer trocken gehalten werden, da sie sonst im Boden verfaulen können, weil die Sommer zu nass sind.
Tulpen in der Erde
Ursprüngliche, nicht zu stark gezüchtete oder sogenannte mehrjährige Tulpen können bei uns unter geeigneten Bedingungen auch in der Erde bleiben. Wichtig ist ein nährstoffreicher, sehr durchlässiger Boden, der nicht zu Staunässe neigt und einen sonnigen Standort. Natürlich darf es auch keine Schädlinge wie Mäuse haben.
Theorie: Tulpen nach der Blüte weiter vermehren
Wenn ihr keine idealen Bedingungen für Tulpen habt oder lieber gefüllte stärker gezüchtete Tulpen mögt, könnt ihr diese versuchen zu vermehren.
Das braucht viel Platz und mehrere Jahre Geduld und Durchhaltevermögen. Wie gut es klappt, hängt dann auch von den eigenen Bedingungen, dem Wetter, dem Klima und natürlich auch den Sorten ab.
- Blüten bzw. Samenstände sofort abschneiden
- Warten bis das Laub eingezogen ist, also bis es braun wird und von selbst abfällt oder sich leicht rausziehen lässt.
- Zwiebeln über den Sommer trocken lagern
- Im Herbst, wenn der Boden schon deutlich abgekühlt ist, wieder einpflanzen
- Während der ganzen Vermehrungszeit brauchen die Zwiebeln immer genügend Nährstoffe, also genügend organischen Dünger geben am besten im Herbst zur Pflanzzeit.
- Grössere Zwiebeln können wieder blühen, kleinere blühen meist nicht.
- Damit die Zwiebeln weiter wachsen, die Blüten sofort nach dem vollständigen Aufblühen abschneiden, damit die ganze Kraft in die Zwiebeln geht. (Man sieht das auch bei den Tulpenbetrieben in Holland: Wenn die Tulpenfelder voll erblüht sind, werden alle Blumen geköpft.)
- Das ganze mehrere Jahre wiederholen, bis die Zwiebeln wieder die Grösse der im Handel angebotenen Zwiebeln erreichen. Je grösser umso besser.
- Nachher fängt alles wieder von vorne an.
Wie oben geschrieben ist es auch sortenabhängig. Bei einigen Sorten klappt das besser, bei anderen weniger. Da heisst es auszuprobieren.
Tulpen einjährig halten
Da viele Blumenfarmer/innen keinen Platz, keine Zeit und keine Geduld haben, ihre Zwiebeln selber zu vermehren, überlassen sie dies den Züchtern und bauen sie einjährig an.
Dazu kommt, dass wenn man die Blumenzwiebeln vermehren oder mehrjährig halten möchte, ja immer ein paar Blätter an der Zwiebel bleiben müssen. Möchte man allerdings eine Tulpe mit langem Stiel, muss man sie mitsamt Blätter abschneiden.
Viele Blumenfarmer/innen ernten die Tulpe sogar mitsamt der Zwiebel. So hat man die beste Stiellänge und dank der Zwiebel kann die Tulpe auch noch besser gelagert werden und bleibt länger schön.
Ich hoffe, ich konnte mit diesem Beitrag die vielen Fragen, die ich zu dem Thema immer wieder bekomme, beantworten. Wenn man versteht, wie der Lebenszyklus der Tulpe ist und woher sie ursprünglich kommt, kann man besser entscheiden, ob und wie man Tulpen anbauen möchte.